
Kantersieg 2 & 3: Diesmal : Eine Agentur FÜR Heteros
Wenn man nicht gerade „der oder die Einäugige unter den Blinden“ ist, wird man mit ein bissel Anstrengung zum Sieger, zum Besten, zum Ersten – und wenn´s andersrum geht, zum Schlechtesten, zum Bummelletzten – aber auf keinen Fall zum Verlierer. Denn man ist ja doch wieder Sieger. Vielleicht sogar Königin oder König der Herzen. Herzallerliebst … dann hat man Bewunderer und Neidische gleichermaßen. Jedenfalls freut man sich diebisch, wieder im Mittelpunkt zu stehen.
Wenn ich nun weder Erste/r, SiegerIn, Beste/r oder Schönste/r geworden bin, habe ich einen ganz neuen Trick gefunden, der die ganze Gesellschaft in die Knie zwingt: Ich „oute“ mich und sage: „Ich bin schwul.“ DAS KLINGT! (Dagegen: „Ich bin lesbisch“…das trudelt sich so weg, weil die Mädels es ja bisher auch nicht verstanden haben, so ein richtiges Gedöns darum zu machen.)
Eigentlich ist ja da gar auch nichts weiter dabei, wenn man so die alltäglichen Stimmen aus den MdB-Stuben und den Redaktionen hört und liest …
Halt ! es gibt eine Ausnahme: Der BERLINER KURIER hat Ende 2013 an das ganz böse, böse Wort „Schwuchtel“ erinnert…huch – das klngt ja nun gar nicht schön – aber was soll´s: Wie rücke ich der A – Prominenz ( hier A wie Andersrum) auf die Pelle? Wie komme ich auf alle Titelseiten der deutschen Tageszeitungen, wie werden alle Nachrichten im TV und im Radio mit mir und meinem Fall eröffnet? Wie kriege ich den Regierungssprecher dazu, mich verbal zu tätscheln?
Ich erinnere mich der wohl größten Marketing-Action, die ich jemals erlebt habe. Da fällt bei einem, sogar öffentlichen Test ein Auto einfach um. Hundertmal, ach tausendfach in Testläufen erprobt und …es kippt. Alle Medien überschlagen sich: Titelseiten, Spitzenmeldungen – die Paparazzi werden aufgestöbert – und der „Elch-Test“ ist in aller Munde. Ein fast globales Ereignis. Und plötzlich wird nun wieder vieles neu erfunden – alles wird sicher sicherst – und die Werbung hat dem Hersteller nicht einen Pfennig, was da heute Cent heißt, gekostet.
Man stelle sich vor, was das gekostet hätte: Eine ganze Titelseite als Annonce, viele TV-Sendungen über die Tests, und da hat eine Agentur den Terminus KREATIV realisiert, ist mein unerschütterlicher Eindruck: Nehmen wir einen Fehler. Keinen kleinen, sondern: Wennschon – dennschon!
Und so hat sicher auch das Management von Thomas Hitzlsperger richtig gedacht. Wobei nicht der Eindruck erweckt entstehen soll, ich würde hier an die Verherrlichung eines womöglich genetischen Fehlers denken. Aber irgendwie muß es wohl doch zusammen gehören, wenn auch das Wort „VerHERRlichung“ zum Teil falsch am Platze ist.
Dieses Outing hat nun Wellen geschlagen. Einem Tsunami gleich.
Der Kantersieg eines gewesenen Fußballers, eines ebensolchen Mannes:
Es heißt nicht mehr „Outing“, sondern ich „hitzlsberger“ mich. Danke Thommi!
Einen weiteren spektakulären Kantersieg hat das erwähnte Management errungen: Sollen sich doch noch viele „hitzlspergern“ ! Da Schwule sich nicht auf natürlichem Weg vermehren können … und das ist auch gut so!
Hratmut Kanter