Brief an Hans Modrow

Hans-Modrow-Foto-von-Frank-Schumann

Lieber Genosse Hans Modrow, lieber Hans,

wir haben Deinen Beitrag in der Jungen Welt aufmerksam gelesen. Auch wir sind voller Sorge über die Weiterentwicklung unserer Partei. Viele Gespräche haben wir miteinander geführt, uns ausgetauscht, unsere Sorgen und Nöte mit einer real existierenden Linken in Deutschland geteilt. Voller Respekt und Dankbarkeit denken wir an unsere Konferenz, auf der Du gesprochen hast.  Die eigentliche Frage, ist das Wegbrechen eine Alternative zur kapitalistischen Gesellschaft. Ein Ziel, das die Menschen verstehen, teilen, sich dafür einsetzen und letzten Endes mitgestalten wollen. Du hast recht, die unterschiedlichen kulturellen Bedingungen der Ost- und West-Linken sind hierbei nicht als Triebfeder der Entwicklung innerhalb der Partei genutzt worden, sondern wie in unserer gesamten Gesellschaft als Gegensatz!  Eifersucht, Intoleranz und du sprichst es an, die unterschiedlichen Kultur- und Bildungsstände der Linken, vor allen Dingen in der Linkspartei machen dies deutlich. Das Ziel, den Kapitalismus nicht zu stabilisieren, sondern ihn zu überwinden, das muss die Linke grundsätzlich von der Sozialdemokratie unterscheiden. Sonst braucht in der Zukunft niemand Die Linke und sonst gibt es auch bald keine Zukunft mehr für sie. Denn der Kapitalismus ist ja ganz offensichtlich dabei unsere Lebensgrundlagen endgültig zu zerstören.  Es reicht nicht sich als Linker zu postulieren! Das beweist dein Lebensweg. Es geht um eine Überzeugung, um Wissen, um die Möglichkeit, die objektive Realität mit einem analytischen Baukasten, mit ökonomisch und philosophischen Grundlagen zu bewerten. Aber wie du weißt hat das schon Rosa Luxemburg in ihrem Aufsatz zur Kinderkrankheit der Linken deutlich gemacht. Wie in jedem Jahr waren wir auch dieses Jahr in Friedrichsfelde zu Ehren von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg. Die vielen Antifaschistinnen und Antifaschisten, die hier ihre letzte Ruhe gefunden haben und deren Vision für eine neue Gesellschaft, in Frieden und in Gleichberechtigung, in Würde und in Menschlichkeit vertraten, gehört unsere Hochachtung. Es wird deutlich, wie auch hier die Spaltung, die Gräben zwischen den Linken immer tiefer werden. Ein Zug der 100.000, die eine gleiche intellektuelle Basis auszeichnet, ist es nicht mehr. Es ist keine Bringepflicht, es ist eine Holschuld sich mit den Gegebenheiten auseinanderzusetzen, die Fragen dieser Zeit zu stellen und sie zu beantworten. Wir, die Mitglieder der Arbeitsgruppe Arbeitsrecht bei der Rosa-Luxemburg-Stiftung möchten Dir versichern, dass wir auch weiterhin im Sinne einer neuen Gesellschaft, einer gerechten Gesellschaft streiten werden. Auch mit einem transparenten und gerechten Arbeitsrecht für Deutschland. Wir führen uns sehr mit Dir verbunden und möchten die Gelegenheit nutzen und uns herzlich für das offene Wort, den kameradschaftlichen Rat und den inhaltlichen Disput bedanken.

Mit solidarischen Grüßen

Gez.
 Michael Reimann und Dr. Steffen Hultsch

Für den Gesprächskreis „Arbeitsgesetzbuch“ der Rosa-Luxemburg-Stiftung

 

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