
In den letzten Tagen habe ich einen Essay zur Chaostheorie in den Händen gehalten. Was soll ich Ihnen sagen, bei der wirtschaftlichen Situation der Europäischen Union scheint mir der Hegelsche Begriff von Chaos nämlich „die Abwesenheit von Ordnung“ zuzutreffen. Gleich denke ich an die Zustände im Kinderzimmer meines Sohnes. Sein Ordnungsbegriff steht der Abwesenheit von Ordnung nach meiner Auffassung diametral entgegen. In der Europäischen Union vor allem im Zusammenhang mit Griechenland scheint genau da das Missverständnis oder besser die Erkenntnisunfähigkeit zu liegen. Professor Heinz Josef Bottrop kam in einem im Januar veröffentlichten Beitrag zu dem Schluss “Hört auf Brecht“. Bottrop beschreibt in einem Artikel die ökonomische Gleichung, Vermögen gleich Schulden oder Reichtum gleich Armut. Soll das Vermögen steigen, mussen exakt gleich die Schuld steigen und sollte die Schuld sinken, reduziert sich automatisch das Vermögen. Das Saldo aus Schuld und Vermögen, so Bottrop ist immer null. Brecht habe es verstanden und in einem Gedicht verarbeitet.“ Reicher Mann und Armer Mann standen da und sahen sich an und der Arme sagte bleich: Wer ich nicht arm, wärst du nicht reich“ das auf die heutige Situation der wirtschaftlich Schwachen in der Europäischen Union angewandt bedeutet festzustellen, dass die Wirtschaftspolitik der führenden europäischen Länder gescheitert ist. Leider setzt sich nur in einem kleinen Teil der Öffentlichkeit durch, dass es mit der Politik der Troika keinen Weg aus der Krise Europas gibt. Nur Deutschland, Österreich, die Niederlande, Irland und die osteuropäischen Staaten haben ihre industrielle Produktion auf den Stand vor der Krise wieder erreicht oder übertroffen. Der Gleichung zufolge, haben vor allem die südeuropäischen Länder drastische Einbrüche verzeichnen müssen. Die Instrumente der europäischen Kommission und der so genannten Troika sind fehlgeschlagen. Das zentrale Rezept der Troika war und ist, den wirtschaftlich schwachen Ländern Zugang zu den internationalen privaten Kapitalmärkten zu schaffen. Das Ergebnis waren hohe Arbeitslosenquoten oder der Zusammenbruch der Sozialsystemen in Griechenland. Auch im sechsten Jahr hat die Eurozone die Krise nicht überwunden. Eine Wachstumsrate, selbst auf niedrigem Niveau ist nicht zu erkennen. Ergebnis: mangelnde Krankenversorgung, Wohnungsnot, niedrige Einkommen, nicht funktionierender Bildungssektor und andere Wirkungen der o.g. aufgeworfenen Gleichung. In einigen Ländern, wie in Griechenland und Spanien sind politische Alternativen möglich, in anderen wie Frankreich droht bei den nächsten Wahlen ein Triumph Rechter und Nationalistischer Strömungen, dabei ist eine neue Perspektive für Europa möglich. Es geht um ein solidarisches Europa. Die Voraussetzung für solche Politik: Das Ende von chaotischer Ordnung und das Etablieren der Abwesenheit von Chaos. Eine Demokratisierung der Entscheidungsfindung auf Makro- und Mikroökonomischer Ebene ist unumgänglich. Neue Arbeit muss geschaffen werden von der man leben kann. Zurück zu Griechenland: ohne auf die Reparationsleistungen (die gerechtfertigt sind) herzuziehen, basieren die Milliarden von Schulden Griechenlands in der Wirtschaftskrise 2008/2009 auf dem wachsenden Wohlstand vor allem in Deutschland und Frankreich. Es sind die von den Reichen erfundenen moralischen Prinzipien der Schuldentilgung die wie neue Sklaverei daherkommen. Die Bibelfreunde unter uns werden sich erinnern,“ ein Ablass…“ von Staatsschulden und Konsumsschulden wäre die richtige Antwort auf die Fragen der europäischen Krise!