Ist Europa zu retten?

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Teil 1: Die Finanzmärkte

Nach dem hoffnungsvollen Streben der europäischen Nationen nach Einigung, dauert der Integrationsprozess und die damit einhergehende Integrationskrise in Europa weiter an. Es reicht nicht, die Fehlkonstruktion der europäischen Verträge allein anzuführen. Ein dauerhaftes Zerreißen des Prozesses der Eingliederung scheint, neben den vertraglichen Problemen, die Ursache zu sein. Allein die Verwerfungen in der Finanzmarktkrise von 2007 und 2008 sind ein klares Indiz dafür, dass die Deregulierung der Finanzmärkte gescheitert ist. Wiederum führt es nur dazu, dass die Umverteilung von Armen zu Reichen,  besser von den “Arbeitseinkommen zu den Besitzeinkommenden„ erfolgt. Und das in rasanter Geschwindigkeit beim Schutz vor allen Dingen der großen Nationalökonomien. In diesem Prozess können Vermögen zeitweilige Renditen erwirtschaften, die über den realwirtschaftlichen Zuwachsraten liegen. Explosionsartige Erträge, vor allen Dingen in der Immobilienbranche, Schifffahrt und Edelmetall, haben zu einer weiteren Vermögenspreisinflation und den von uns so befürchteten Vermögensblasen geführt. Ein weit verbreiteter Irrtum besteht darin, dass es keine Alternativprojekte gibt. Doch inzwischen, fünf Jahre nach Ausbruch dieser Erscheinungen, werden hilflose Anstrengungen unternommen, um die entfesselten Finanzmärkte zu kontrollieren oder unter Regeln zu stellen. Die wichtige Lehre aus diesem integrativen Problem: Die Lösung kann nur integrativ und überregional und daher europäisch sein. Die neue Regelung der Aufsicht allein reicht nicht aus. Ein erster richtiger, aber zu zaghafter, Schritt, ist die Erhöhung der Eigenkapitalentdeckungen der Banken und die strenge Kontrolle des Handels mit Derivaten und anderen sehr komplexen Finanzprodukten, so auch mit Risikopapieren. Die zaghaften Versuche, diese Produkte zu kontrollieren, reichen nicht nur nicht aus, sondern sollten radikaler werden. Die Hilflosigkeit wird vor allen Dingen dann deutlich, wenn ein Finanztest installiert werden soll, der Finanzmärkte und deren Produkte genehmigen muss. Auch an dieser Stelle wird deutlich, dass Europa einen stärkeren Einfluss auf die nationalen Interessen der einzelnen Mitgliedstaaten haben muss, als heute vorhanden ist. Im Einzelnen heißt das allerdings auch, dass die starken nationalen Ökonomien, wie Deutschland und Frankreich, in die gemeinschaftliche Verantwortung gedrängt  werden müssen und der Banken- und Finanzsektor mit harten Restriktionen gelenkt werden sollte.

Ihr Michael Reimann