Neuigkeiten aus Strassburg.

Ein Streit, der in den letzten Tagen entschieden wurde, machte bundesweite Schlagzeilen. Eine Berliner Altenpflegerin hat ihren Arbeitgeber wegen Pflegemissständen bei der Staatsanwaltschaft Berlin angezeigt.

Junge Welt schreibt dazu am 26.05.2012 : “Heinisch hatte seit 2002 in einem Altenheim in Berlin-Weißensee gearbeitet. Die Zustände dort müssen unzumutbar gewesen sein: »Eingeschränkte Grundpflege, teilweise nur Teilwaschungen möglich, Nagelpflege und Rasieren kaum möglich, kein Baden und regelmäßiges Duschen der Bewohner, keine psychosoziale Betreuung«, heißt es etwa in einer von acht Beschäftigten unterzeichneten Überlastungsanzeige, und: »keine ausreichende Zeit für die Bewohner, eine für sie angepaßte Flüssigkeits- und Nahrungsaufnahme zu gewähren«. Grund war die schlechte Personalausstattung. Bei einer Überprüfung durch den medizinischen Dienst der Krankenkassen (MDK) wurden laut Gerichtsakten »erhebliche Pflegemängel festgestellt«, wie Richter Martin Guth am Donnerstag referierte. Als diese nach einer weiteren Überprüfung 2003 nicht abgestellt waren, drohte der MDK mit der Kündigung des Versorgungsvertrages.” So die Tages Zeitung und weiter…..”Weil interne Beschwerden nicht zu Änderungen führten, entschloß sich Heinisch im Dezember 2004 Strafantrag gegen Vivantes zu stellen. Ihr damaliger Anwalt zeigte den Konzern wegen des Verdachts auf besonders schweren Betrug an: »Den für die Unterbringung (…) aufgebrachten Kosten steht keine auch nur annähernd adäquate Gegenleistung gegenüber«, heiß es in dem Schreiben. Und: »Pflegekräfte werden angehalten, Leistungen zu dokumentieren, die so gar nicht erbracht worden sind«.Was folgte, war die fristlose Kündigung. 2006 entschied das Landesarbeitsgericht Berlin und hielt die Kündigung wie so oft in diesem Gerichtszug für rechtswirksam.
Ganz anders nun der europäische Gerichtshof für Menschenrechte. Er sah hier vor allen Dingen die Meinungsfreiheit verletzt. Am 24. Mai diesen Jahres haben sich die Parteien geeinigt! Die betroffene Frau Heinisch erhält eine Abfindung in Höhe von 90.000 € und einer ordentliche Kündigung aus betrieblichen Gründen. Natürlich rückwirkend zum 31. März 2005.
Nach sorgfältiger Abwägung stellte der Gerichtshof die Meinungsfreiheit über die Interessen des Arbeitgebers. Die Straßburger Richter stellten damit die Interessen an Informationen über Mängel in einer staatlichen Altenpflegeeinrichtung höher ein, als das Interesse des Arbeitgebers am Schutz seines Rufes.

Gegen Nachtflug

Nun ist es endlich so weit, seit Montag liegen die entsprechenden Listen in der Verwaltung der Stadt Königs Wusterhausen für ein komplettes Nachtflugverbot aus. Landesweit hat vorgestern das Volksbegehren gegen Nachtflug am künftigen Hauptstadtflughafen Schönefeld begonnen. Seit dem 29. Mai 2012 läuft ein entsprechendes Volksbegehren in Berlin. Bis zum 3. Dezember hat damit Brandenburg Zeit, insgesamt 80.000 Unterschriften zu sammeln. Wie gestern Abend im Hauptausschuss der Stadt Königs Wusterhausen deutlich wurde, ist das Sammeln dieser Unterschriften nur im Rathaus der Stadt möglich. Geprüft wird, ob in den Ortsteilen auch entsprechende Unterschriftsleistungen erbracht werden können. Trotzdem ist der Start in KaWe für die Unterschriftensammlung verpatzt. Es dauert bis zu 30 min bis ein Bürger die Möglichkeit hat, sich für das Gemeinwohlinteresse an dieser Volksentscheidung zu beteiligen. Leider ist es nicht möglich, die gut sortierte Verwaltung in Wildau als Einwohner von Königs Wusterhausen zu besuchen, um seine Stimme abzugeben. Da ist man nämlich innerhalb von Minuten wieder aus der Verwaltung heraus. Auch wenn der Anfang schwierig ist, ist gestern im Hauptausschuss von der Verwaltung versichert worden, das Personal aufzustocken um den Ablauf reibungslos zu gestalten.

Ihr Michael Reimann

Ein neuer Praesident in Paris

Paris hat sich in den letzten Tagen, auch für uns Deutsche, namhaft verändert. Ein neuer außenpolitischer Kurs im Zusammenhang mit Europa scheint sich abzuzeichnen. Der neue Präsident Frankreichs, Hollande, hat im Gegensatz zu seinem Vorgänger Sarkozy stets auf Bescheidenheit gesetzt. Als erste Maßnahme verkürzt sich sein und alle Gehälter der Minister. Doch damit nicht genug, er stellte in den letzten Tagen einen ambitionierten Plan der Öffentlichkeit vor. 60 Punkte, alle hochbrisant, von der Gründung einer staatlichen Investitionsbank, der stärkeren Hinwendung zu kleinen und mittelständischen Unternehmen und dabei vor allen Dingen die Gewährung von steuerlichen Vorteilen und die direkte Förderung. Auch das Ziel, verlorengegangene Produktionen und Standorte wieder zurück nach Frankreich zu holen, lässt sich der neue Präsident ein spezielles Förderprogramm kosten. Sein besonderes Augenmerk legt er auf die Technologieförderung. Auch die Staatsbetriebe hat er nicht vergessen, die Post, die Bahn und die Energiewirtschaft sollen als Staatsbetriebe gestärkt werden. Der Landwirtschaft räumte er ein besonderes Augenmerk ein. Dabei möchte er den Erhalt der Subventionen und Förderung von Bioanbau und deren Selbstvermarktung stärken. Um das zu erreichen, wird die Staatskasse ausgeglichen, indem er Steuergeschenke zurücknimmt und Steuerschlupflöcher für große Unternehmen schließt. Der geplante Effekt wäre eine Sondereinnahme von 29 Milliarden €. Konsequenterweise will er den Staatsapparat bestärken und setzt sich für die Rücknahme des Einstellungsstopps ein. Er kündigte an, dass Jahreseinkommen über 150.000 € mit Steuerzuschlägen und der Abschaffung von Extranischen rechnen müssen. Besonders interessant ist die Rücknahme des Renteneintrittsalters. Hier scheint es sich nicht nur um eine populistische Forderung zu handeln sondern um Realitätssinn. Und so liest sich der Reigen wie ein Forderungskatalog zur Gesundung einer Nation. Dabei spielt die Bildung, vor allem die schulische Bildung und die Schaffung von Kitaplätzen genauso eine Rolle, wie die Schaffung von neuen Arbeitsplätzen für Jugendliche.

Ihr Michael Reimann

Aus fuer `Il Manifesto’!

Es ist so weit. Nach langem ringen gerät die Traditions- Linken- Zeitung in Italien unter Druck. Durch beträchtliche Kürzungen von staatlichen Zuwendungen zur Unterstützung von Tageszeitungen, steht die unabhängige kommunistische Zeitung ‘Il Manifesto’ vor dem Aus. Die Situation der traditionsreichen Tageszeitung löste heftigen Protest aus. “Historische Blätter der Linken müssen schließen. Die Regierungskürzungen töten den Medienpluralismus in Italien”, so Paolo Ferrero von der “Rifondazione Comunista”. 20.000 verkaufte Exemplare sind zu wenig und führen zum Weggang der Werber aus dem Blatt. Seit über 9 Monaten haben die 60 Journalisten und das Verwaltungspersonal kein Geld mehr bekommen. Die Verschuldung der letzten Jahre ist nicht aufzuhalten. Die Belegschaft macht sich bereit zum Kampf um Ihre Zeitung und ihre Jobs. Unter der Losung ‘Einstellung der Tätigkeit – wir sagen nein’ bringen sie sich ein. ‘Sie wollen uns schließen, wir leisten Widerstand.’ Es sei die ‘verrückteste Geschäftsauflösung der Welt’ hieß es am Samstag in einem Kommentar in Ihrer Zeitung. Der Geschäftsführer und Chefredakteur, Norma Rangeri,stellt im Zusammenhang mit der Auflösung der Genossenschaft fest: “Wir haben in unserer 40-jährigen Geschichte schon viele Krisen erlebt, doch diese ist, auch wegen des politischen Umfelds, in dem wir uns befinden, die gravierendste”. Ein wichtiges Blatt und Garant der Meinungsfreiheit, in Italien, droht für immer die Türen zu schliessen.

Michael Reimann